Curaçao – «Bida Na Kolo» – Das Leben in Farbe

Interview mit meinem guten Freund Ray Adamus, geboren auf Curaçao, Dipl. Experte für NDF Anästhesie in einem grossen Zürcher Spital

Wie würdest Du das typische Curaçao-Lebensgefühl beschreiben?

«‹Bida Na Kolo› – Das Leben in Farbe und ‹Biba y laga biba› – Leben und leben lassen.
Ich wurde auf der karibischen Insel Curaçao geboren. Die Insel ist circa 440 km2 gross. Zur Insel gehört eine kleine vorgelagerte Insel mit dem Namen «Klein Curaçao».  Diese Insel ist lediglich 60 km lang und genauso weit vom Festland Venezuelas entfernt.  Im Jahr 2017 lebten 160’500 Menschen auf der Insel «Klein Curaçao». Die Einwohner stammen aus 107 verschiedenen ethnischen Gruppen, darunter ehemals versklavte Afrikaner, von Ara-Indianern abstammende Ureinwohner, geflüchtete portugiesische Juden, und niederländische Staatsbürger. Die Einwohner von Curaçao besitzen die Niederländische Staatsbürgerschaft und sind somit EU-Bürger. Die Amtssprachen sind niederländisch und Papiamentu. Papiamentu ist kein Dialekt, sondern eine weiterentwickelte Sprache mit zahlreichen literarischen Werken. Die Sprache diente den 107 ethnischen Gruppen zur Kommunikation untereinander. Diese Multi-Kulti-Mischung ist der Grund, weshalb «Live and let live» das Lebensgefühl am besten beschreibt, denn es ist essenziell, wenn man mit all den 107 unterschiedlichen Kulturen und Nationalitäten verteilt auf nur 160’000 Einwohner entspannt und friedlich leben will.»

Was sind die Top-Highlights aus Einwohner-Sicht

«Highlights aus Einwohnersicht: Karneval im Februar, Königstag am 27. April, Tag der Fahnen als Anerkennung als Staat innerhalb des Königreichs der Niederlande Nationalfeiertag. Das Neujahr wird auf chinesische Art gefeiert.
Türkis ist die dominierende Farbe des multikulturellen Lebens auf der Insel. Für viele Inselbesucher gibt es einen klaren Zusammenhang zwischen der Farbe Türkis und der Insel Curaçao durch den berühmten türkisfarbenen Likör «Blue Curaçao», der von der Insel stammt.  Das Türkis befindet sich aber nicht allein in der Flasche des bekannten Likör der aus Curaçao stammt; die Farbe Türkis macht einen grossen Teil der Natur mit den Stränden und dem karibischen Meer aus. Um an das Türkisblau von Curaçao zu erinnern, wird der Likör sogar mit Lebensmittelfarbe eingefärbt, denn das Getränk an sich ist transparent.»

Seit wann bist Du in der Schweiz und was hat Dich nach Zürich gebracht?

«Ich bin seit Februar 2007 in der Schweiz. Mein Partner kommt aus Deutschland. Wir sind also aus zwei unterschiedlichen Kulturen – und ich wollte mit ihm in einem anderen Land auf neutralem Boden ein neues Leben beginnen.»

Was war und ist die grösste Veränderung für Dich? Wie gehst Du damit um? Was hilft?

«Die Sprache und die fremde Kultur sind nach wie vor eine Herausforderung für mich. Ich habe die Sprache gelernt und versuche mich nach wie vor einzugewöhnen. In der Schweizer Kultur gibt es sehr viele Unterschiede – das herauszufinden und zu erleben ist sehr spannend.»
Was liebst Du an und in der Schweiz? Was sind Deine Lieblingsorte, Menschen, Regionen, Essen?
«Die Natur, insbesondere die Berge, habe ich lieben gelernt. Der Sommer und die Zeit am Zürichsee und am Fluss Limmat gefallen mir am besten. Das Lebensgefühl im Sommer ist beinahe wie am Mittelmeer. Ein kleines Land mit vier Sprachen und sehr unterschiedlichen Landesteilen. Das Wetter ist hier viel besser als in Amsterdam aber leider immer noch nicht so perfekt wie auf Curaçao. Mein Lieblingsessen ist Fischsuppe. Auf Platz 1 für die beste Fischsuppe ist Zürich. Platz 2 ist in Curaçao, Willemstad und Platz 3 ist in Montpellier, Frankreich. Ausserdem mag ich Raclette sehr gern.»

Dieses Interview habe ich mit meinem guten Freund, Ray Adamus aus Curaçao, geführt. Wir haben uns oft beim gemeinsamen Kochen und Essen über seine Heimatinsel unterhalten und was das Leben dort ausmacht und von der Schweiz unterscheidet. Dabei hat er mir natürlich auch von der grossen Legende von «Klein Holland» berichtet. Die Komplementär- und Ausgleichsfarbe zu Orange, der Nationalfarbe von Holland, ist Türkis. Kein Wunder, dass es den Holländern gerade an dem Ort am besten gefallen hat, der paradiesische Freiheit mit türkisen Wasser und weissen Stränden bis heute verbindet.

«Buntes Treiben: Die Geschichte hinter den farbenfrohen Häusern auf Curaçao

An jeder Ecke von Willemstad finden sich Häuser im niederländischen Kolonialstil. Mit ihren knallbunten Farben strahlen sie mit dem blauen Himmel und türkisem Meer um die Wette. Um diese farbenprächtigen Bauten rankt sich eine skurrile Legende, die auch heute noch von Generation zu Generation weitergegeben wird.

Eine der vielen Legenden um die farbenfrohen Häuser besagt, dass im Jahre 1817 der niederländische Gouverneur Albert Kikkert den Bewohnern von Curaçao befahl, ihre Häuser bunt anzustreichen. Der Grund für diesen ungewöhnlichen Befehl: Der Gouverneur soll unter Migräne gelitten haben, was durch den in der Sonne reflektierenden weißen Korallenkalk weiter verstärkt wurde. Wie es der Zufall so will, war Kikkert zugleich Besitzer der einzigen Farbfabrik der Insel. Das wurde jedoch erst nach seinem Tod bekannt. Bunt sind die Häuser der Antilleninsel auch heute noch – vom Penha Haus über die Uferpromenade bis hin zum schwimmenden Markt.

Die regenbogenfarbene Handelskade von Willemstad ziert nicht nur allerlei Postkarten, sondern wurde 1997 auch zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Leider bringt die feuchte und salzhaltige Meeresluft den löchrigen Korallenkalk der Fassaden immer wieder zum Vorschein. Aus diesem Grund sind die Bewohner der Insel auch heute noch sehr bemüht, die Farbpracht der Häuser zu erhalten. Pünktlich zum Jahresende wird den Häusern traditionell ein neuer Anstrich verliehen. Am liebsten wählen die Hausbesitzer dafür jedes Jahr eine andere Farbe, um Bewohner und Besucher immer wieder aufs Neue mit den farbenfrohen Facetten zu überraschen.»

Quelle: Mediadatabase Curaçao. 22.02.2021, 09.50h