Gerade in der heutigen Zeit dreht sich (fast) alles um Gesundheit, deren Erhalt und den Umgang mit Situationen, in denen Gesundheit gefährdet oder verloren ist.
Meine Hausärztin und Freundin Nicole Suppiger schätze ich ganz besonders für ihre ganzheitliche und umfassende Sicht auf Gesundheit und Menschlichkeit in Verbindung mit Logik und moderner Wissenschaft. Für Nicole zählt der Mensch als Ganzes. Ihre Passion für Medizin vertiefte sie im Medizinstudium in München, wo sie im Physikum die seltene Bestnote 1,0 für die Erklärung des menschlichen Herzens bekam. Ihre bisherigen Stationen führten sie als Assistenzärzten für innere Medizin, Chirurgie und Reha in die Asklepios Nordseeklinik Westerland auf Sylt, ins Kantonsspital Obwalden in den Bereich des interdisziplinären Notfalls sowie in die Kinderklinik des Inselspitals Bern, Abteilung der Kinderchirurgie sowie in Hausarztpraxen in den Kantonen Bern, Solothurn und Luzern.
Nicole und mich verbinden viele Gemeinsamkeiten und Gespräche in Bezug auf die ganzheitliche Betrachtung von Gesundheit und Wohlbefinden sowie zum Zusammenhang von Anatomie und Architektur. Ich danke ihr, dass sie ihre Sichtweisen mit den Colour-Talks Leser*Innen teilt.
Was bedeutet Gesundheit für Dich als Fachärztin für allgemeine Medizin und Hausärztin?
Gesundheit ist das grösste Gut, was ein Mensch besitzen kann. Leider haben wir in der heutigen Zeit zu schätzen verlernt, was es bedeutet gesund zu sein. Ich erlebe viele Menschen, beruflich oder privat, die sich gesund fühlen, weil sie keine sicht-oder fühlbaren Symptome haben. Daraus folgt, dass heutzutage die meisten Menschen Gesundheit als Abwesenheit von Symptomen definieren, auch dann, wenn sie noch Medikamente einnehmen. Für mich persönlich und als Ärztin bedeutet Gesundheit jedoch einen Zustand, der alle Bereiche des Lebens mit einbezieht. Ein gesunder Mensch ist für mich jemand, der körperlich, seelisch und geistig mit sich im Reinen ist und der auch im sozialen wie beruflichen Umfeld zu jeder Zeit glücklich und zufrieden ist.
Gibt es für Dich einen Unterschied zwischen Gesundheit und Wohlbefinden und wenn ja, welchen?
Das war für mich zunächst eine schwierige Frage. Ich bin zum Schluss gekommen, dass das eigene Wohlbefinden abhängig ist von äusseren und inneren Zuständen. Es beschreibt eine Befindlichkeit, also wie finde ich meine Situation und wie bewerte ich sie. Ich denke Wohlbefinden ist eher ein subjektiver Zustand und beschreibt, ob ich mich in meiner Komfortzone bewege.
Echte Gesundheit hingegen kann man meiner Meinung nach nur von innen heraus erlangen und sie ist in gewissem Masse objektiv messbar.
Dein Spezialgebiet ist das Herz. Was macht das Herz so besonders für den Menschen und aus medizinischer / wissenschaftlicher Sicht?
Eine sehr spannende fast philosophische Frage. Ich habe mir diese Frage bereits häufiger gestellt und versucht, sie von verschiedenen Perspektiven aus zu betrachten. Aus schulmedizinischer Sicht betrachten wir das Herz als einfaches Pumporgan, also rein mechanisch. Es ist, sozusagen, der Motor des Körpers. Vereinfacht gesagt, pumpt es sauerstoffreiches Blut von der Lunge in den Körper und sauerstoffarmes Blut vom Körper in die Lunge.
Für mich war und ist diese Betrachtung jedoch deutlich zu einseitig. Wie Du bereits in der Einleitung schon erwähnt hast, hat mich die Funktionsweise des Herzens schon im Physikum mehr interessiert als nur das, was offensichtlich erscheint.
Das Herz ist ein sehr ausgeklügeltes System aus Muskulatur und einem eigenen Reizleitungssystem, welches man z.B. als EKG sichtbar machen kann.
Mein Verständnis des Herzens war lange geprägt von diesem sehr mechanistischen, elektrophysiologischen Bild. Jedoch wusste ich tief in mir, dass es da noch mehr geben muss.
So kennt jeder die Gefühle, wenn man frisch verliebt ist, eine grosse Freude spürt oder einem warm ums Herz wird.
Als ich mir erstmalig die Frage nach der Ursache für solche Gefühle stellte, ermöglichte das mir eine ganz andere Perspektive, das Herz zu betrachten. Ich habe mich in diesem Zusammenhang gefragt, ob es richtig ist, das Herz nur als Pumporgan zu betrachten. Für mich ist es viel mehr ein Schrittmacher des Lebens. Dabei begleitet mich stets der Satz aus dem «Kleinen Prinzen» von Antonie de Saint-Exupéry: Man sieht nur mit dem Herzen gut das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. Das führte mich zu der Annahme, das Herz als Sinnesorgan zu erforschen. Als Sitz der Gefühle, des Seins. In meiner Recherche stiess ich darauf, dass dies bereits seit hunderten von Jahren v.a. in der östlichen Welt gelehrt wird, dass das Herz das Zentrum der Intuition, Weisheit, Leidenschaft und Liebe ist. Dies widerspiegelt sich gemäss der Literatur auch in unserer christlichen Kultur.
Wissenschaftlich setzt sich v.a. das Heart-Math-Institut mit den anderen Eigenschaften auseinander. So haben die Forscher z.B. nachweisen können, dass im Herzen eine Struktur angelegt ist, die unserem Gehirn ähnelt und sich Herz und Gehirn gegenseitig beeinflussen. Ähnlich übrigens wie Darm und Gehirn.
Zudem fanden die Forscher heraus, dass das Herz ein Magnetfeld erzeugt, welches um ein Vielfaches stärker ist als das, was vom Gehirn ausgeht.
Wenn man nun diese Forschungsergebnisse mit den alten östlichen Lehren und der Schulmedizin überein bringen würde, dann eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten im Verständnis von Krankheiten und deren Behandlung.
Ein für mich in diesem Zusammenhang sehr spannendes Beispiel ist das Broken-Heart- Syndrom (= Takutsubo-Kardiomyopathie)
Die Takotsubo-Kardiomyopathie, auch als „Syndrom des gebrochenen Herzens“ bekannt, wurde erstmalig 1990 von japanischen Wissenschaftlern beschrieben. Sie nannten die Erkrankung „Takotsubo“ (übersetzt Tintenfischfalle), da die linke Herzkammer in der Erkrankungsphase diesen speziellen, zum Tintenfischfang benutzten Tonkrügen ähnelt (enger Hals und bauchiger Körper).
Psychiatrische und neurologische Erkrankungen oft beteiligt am Syndrom
Bei der Takotsubo-Kardiomyopathie handelt es sich um eine akute Pumpfunktionsstörung des Herzens, welche mehrheitlich Frauen betrifft und hauptsächlich nach emotionalen oder physischen Stressereignissen auftritt, wie beispielsweise dem Verlust einer geliebten Person, Mobbing am Arbeitsplatz, Familienstreitigkeiten, aber auch im Rahmen von schweren Infektionen oder während beziehungsweise nach Operationen.
‹Die Erkrankung ähnelt in der akuten Phase einem Herzinfarkt, so dass eine Unterscheidung nur mittels Herzkatheteruntersuchung gelingt, wobei sich – im Gegensatz zum Herzinfarkt – offene Herzkranzgefässe nachweisen lassen. Als Ursache wird unter anderem eine vorübergehende Verkrampfung der kleinsten Gefässe im Herzmuskel vermutet, die zu einer Minderdurchblutung bis hin zum lebensbedrohlichen Pumpversagen führt.› 1
Bisher gibt es zu dieser Erkrankung leider nur wenig Forschungsergebnisse und diese auch nur mit einer rein westlichen, schulmedizinischen Betrachtung. Hier wäre es sehr spannend auch andere Einflüsse näher zu betrachten.
Die Gesundheit ist neben der Zeit einer der höchsten Werte des Lebens. Lebenszeit und zeitlebens bedingen sich dabei gegenseitig. Wie erlebst Du Offenheit für Prävention a) in Bezug auf Deine Patientinnen und Patienten und b) im Kreise Deiner Fachkolleginnen und -kollegen?
Die Patienten haben ein hohes Bedürfnis nach präventiver Medizin. Häufig melden sich Patienten mit der Bitte nach « Check Up’s». Die mir zur Verfügung stehenden schulmedizinischen Möglichkeiten sind jedoch sehr begrenzt. Eine Erkennung von Krankheiten beruht in unsere Denkweise auf Erkennung einer Krankheit im Anfangsstadium, d.h. wenn bereits sichtbare oder messbare Daten vorliegen. Für mich bedeutet das jedoch, dass die Erkrankung schon eingetreten ist.
Aus meiner Sicht deutlich sinnvoller wäre jedoch eine Prävention, um das Entstehen der Krankheiten gänzlich zu verhindern, dafür müsste jedoch ein Umdenken stattfinden.
Ich denke, der Wunsch der Patienten würde eher einer echten Prävention statt einer Früherkennung entsprechen, also einer Prävention im Sinne dessen, dass der Arzt bereits krankmachende Verhaltensweisen, Denkmuster erkennt und dem Patienten aufzeigt, um eine Krankheitsentstehung bereits an der Wurzel zu verhindern.
Meine Fachkollegen verstehen unter Prävention die Vermeidung von Krankheit durch frühzeitiges Erkennen derselben. Ich denke, hier fehlt das Bewusstsein für die Krankheitsentstehung. In der Schulmedizin liegt der Fehler leider häufig in der sehr einseitigen Betrachtungsweise.
Der Begriff des Heilens geniesst in der westlichen Medizin keinen besonders guten Ruf und wird deshalb nicht in Verbindung mit wissenschaftlich basierter Medizin verwendet. Wie siehst Du das und wie würdest Du die Beziehung zwischen Heilung und Medizin beschreiben?
Aktuell wird der Begriff Heilung in der Schulmedizin gleichgesetzt mit Symptomfreiheit. In der Onkologie gilt ein Patient als geheilt, wenn man keinen Tumor mehr im Bild oder laborchemisch nachweisen kann.
Für mich bedeutet Heilung jedoch etwas ganz anderes. Heilung ist für mich dann, wenn ein Mensch körperlich, seelisch und geistig mit sich im Reinen ist, also seine Ganzheit wieder erlangt hat. Ein geheilter Mensch ist für mich ein auf allen Ebenen bewusster Mensch, der frei ist von Ängsten, Sorgen, körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen. Er nimmt sich in seiner Ganzheit wahr.
Die heutige Schulmedizin hat nur noch wenig von diesem ganzheitlichen Verständnis. Mir fällt immer mehr auf, dass die technische Entwicklung in den Vordergrund gestellt wird und man als Arzt gar nicht mehr lernt, den Menschen als Ganzes zu betrachten. Die technische Entwicklung medizinischer Geräte, aber auch der gentechnisch basierten Medizin schreitet in grossen Schritten voran, dabei hat man leider den Menschen bzw. die Menschlichkeit aus den Augen verloren.
Die Schulmedizin betrachtet heute den Menschen nur als ein „2-dimensionales“ System aus Körper und Psyche. Man könnte etwas provokativ formuliert fast sagen, der Mensch wurde zu einer funktionierenden Maschine mit Gehirn degradiert. Da man also nur 2 von 3 Anteilen betrachtet, ist aus meiner Sicht in der Medizin keine Heilung möglich.
Ich denke, um den Menschen in Zukunft wieder wirklich helfen zu können und ihnen die Möglichkeit zu geben, heilen zu können, braucht es wieder mehr Menschlichkeit und eine umfassendere Betrachtung des Menschen. Ein erster Schritt wäre sicherlich, wenn wir Ärzte uns für unsere Patienten wieder mehr Zeit nehmen würden, um sie wieder mit allen Sinnen zu erfassen und nicht nur mit rein technischen oder laboranalytischen Untersuchungen.
Du hast viele Höhen und Tiefen von Gesundheit gesehen und erlebt – beruflich und privat. Was würdest Du Menschen sagen, die Burnout gefährdet sind oder im Prozess stehen, wieder in ihre Kraft zu finden?
In meiner Praxis sehe ich sehr viele Menschen mit Burnout und es werden immer mehr. In einer Datenerfassung des Bundesamtes für Statistik wurde festgestellt, dass 2017 21% der Erwerbstätigen an ihrem Arbeitsplatz unter Stress litten, gegenüber 18% im Jahr 2012.
Aktuellere Daten konnte ich nicht finden, aber aus meiner persönlichen Sicht ist diese Zahl aktuell sicher deutlich höher. Die Arbeitsbelastung in sämtlichen Berufszweigen steigt stetig an. Waren es früher v.a. Arbeitnehmer in Top-Positionen, die unter einem starken Druck standen und Burnout gefährdet waren, so sehe ich dies heute bei fast jeder Berufsgruppe und die Menschen werden immer jünger, besonders in den sozialen Berufen zeigt sich eine immer höhere Stressbelastung.
In unserer Gesellschaft gilt nur noch das Prinzip von „höher, schneller, billiger, effektiver“, es geht nur noch darum zu funktionieren. Für mich hat das nur noch wenig mit Menschlichkeit zu tun. Viele Arbeitgeber sehen in ihren Mitarbeitern nicht mehr den Menschen, sondern nur noch die „Produktivität“, der Mensch wurde zur Maschine… In den letzten Jahrzehnten wurde unsere Welt und auch die Arbeitswelt immer mehr vertechnisiert, dies sollte eigentlich eine Hilfestellung für den Menschen sein. Was aber leider passiert, ist, dass man angefangen hat, den Menschen nur noch an der Leistung der Maschine zu messen. Die Menschlichkeit ging völlig verloren, es geht nicht mehr darum, wie es dem Menschen an seinem Arbeitsplatz geht, welche Sorgen ihn vielleicht beschäftigen, wie man sein Arbeitsumfeld besser gestalten könnte, sondern nur noch darum, wie viel er in welcher Zeit zu leisten vermag.
Ich selber habe im Oktober 2020 mein zweites Burnout erlebt. Was für mich erst einmal ein Schock war, sehe ich heute als grosses Geschenk. Ich habe erkennen dürfen, um was es im Leben wirklich geht und wie es passieren kann, dass man in ein Burnout gerät. Auch habe ich gelernt diese Diagnose nicht mehr als Schwäche, sondern als Stärke zu betrachten. Ein grosses Geschenk ist dies vor allem in der Arbeit mit meinen Patienten. Ich bin sensibilisierter für das „Tabu-Thema“ Burnout und erkenne es nun bei meinen Patienten, bevor sie es selber benennen können.
Aus dieser Erfahrung kann ich nur jedem Menschen raten, sich wieder selber besser zu beobachten. Zu schauen, ob er das, was er tut, noch mit Freude tut oder ob sein Leben aus einem ständigen Müssen besteht. Wenn man jeden Tag nur noch das Gefühl hat zu müssen, dann ist man schon sehr weit im Burnout-Prozess oder hat schon viel seiner Kraft verloren. Man funktioniert nur noch und hat den Zugang zu sich selbst völlig verloren.
Ich erkläre es gerne an meinem persönlichen Beispiel, das fällt mir leichter. Als Hausärztin einer grossen Gemeinschaftspraxis habe ich täglich 40-50 Patienten behandelt. Die Konsultationen verliefen sehr gleich: „Guten Tag, Frau Müller, wie geht es Ihnen? Gut? Schön. Ihre Werte sind in Ordnung. Bis zum nächsten Mal.…» Ich hatte so nie Zeit, mich wirklich um die Bedürfnisse meiner Patienten zu kümmern oder sie mal anzuhören. Ich war stets getrieben vom Termindruck. Auch meine eigenen Bedürfnisse blieben dabei auf der Strecke. Ich redete es mir immer schön… Das muss so sein, Du musst doch für alle Patienten da sein, die anderen machen es ja auch so… Ich habe mich stets an den Erwartungen der anderen gemessen und dabei mich selber und meine Bedürfnisse verloren.
Als ich dann völlig am Ende meiner Kräfte war, nachts nicht mehr schlafen konnte und Angst hatte Behandlungsfehler zu machen, dachte ich noch eine, Pause von 6 Wochen würden ausreichen. Ich musste mich ja nur etwas erholen…
Zu Beginn war es für mich sehr schwer zu akzeptieren, dass ich nicht mehr einfach funktionieren kann, gibt uns unsere Gesellschaft doch den Takt vor…. Heute bin ich sehr froh, dass ich nicht einfach weiter funktioniert habe, sondern zu einem Punkt in meinem Leben gekommen bin, wo ich genauer hinschauen musste.
Nur so konnte ich erkennen, dass ich sehr lange schon keine Freude mehr an meinen Beruf hatte, weil das, was ich im Aussen getan habe, nicht zu meiner innersten Überzeugung passte. Ich wollte Zeit haben für meine Patienten, ich wollte, dass sie sich gehört und gesehen fühlen und dass ich mit ihnen in Austausch gehen kann.
Dabei hat mir das Coaching mit Dir, liebe Ines sehr geholfen und ich empfehle es immer sehr gerne weiter.
Das Wichtigste für mich ist, den Menschen mitzugeben, dass Burnout kein Ausdruck von Schwäche ist, sondern die Stärke sich einzugestehen, dass man wieder mehr Verantwortung für sich selbst übernehmen kann und soll. Das geht nur, indem man wieder bewusster mit sich und seiner Umwelt umgeht. Hier gilt ganz klar: „In der Ruhe liegt die Kraft“. Sich selber einzugestehen, dass man kein Roboter ist, sondern ein Mensch mit Gedanken und Gefühlen, der es sich selber wert sein sollte, auf sich gut acht zu geben.
Die Stimme und Stimmbildung sind etwas sehr Wichtiges für Dich, beruflich und privat. Wenn das Herz eine Stimme hätte, wie würde sie klingen und was würde sie uns sagen?
Die Stimme des Herzens umfasst alle Töne und Rhythmen, ähnlich dem Herzschlag. Sie kann harmonisch oder disharmonisch klingen, hoch oder tief. Unser Herz hat uns vieles mitzuteilen, nur haben wir verlernt zuzuhören. Ich denke, das was unser Herz uns ständig versucht zu sagen, ist, dass unser wichtigster Auftrag in unserem Leben ist, dass wir gut für uns sorgen.
Ich bin überzeugt davon, dass unser Herz eine Stimme hat. Manchmal ist sie ganz leise, so dass wir sie kaum hören, manchmal aber auch sehr laut und versucht, uns auf alle möglichen Arten etwas mitzuteilen. Für mich ist zum Beispiel unser Herzschlag eine Stimme des Herzens. Das können wir alle ausprobieren, indem wir sehr bewusst darauf achten, was mit unserem Herz in bestimmten Situationen passiert. Uns wird warm ums Herz, unser Herz hüpft vor Freude, wenn wir jemandem begegnen, den wir lieben, oder es wird eng in der Brust, wenn wir Angst haben oder sehr traurig sind.
Für mich ist beispielsweise Musik bzw. Gesang eine nach aussen transportierte Stimme des Herzens. Bei meinem ersten eigenen Konzert wurde mir sehr bewusst, wie sehr die Stimme eines Menschen die Herzen der anderen Menschen zu berühren vermag. Für mich eine ganz besonders schöne Erfahrung.
Du liebst Tiere im Allgemeinen und Pferde im Besonderen. In Deiner Familien- und Freizeit arbeitest Du ganz intensiv mit Deinen eigenen Pferden. Was können wir Menschen von diesen intelligenten Lebewesen lernen bzw. was würden Pferde uns am liebsten vermitteln?
Pferde begleiten mich schon seit meiner frühesten Kindheit und ich hatte immer eine sehr besondere Verbindung zu ihnen. Sie sind sehr intuitive Wesen und leben stets im Hier und Jetzt. Wenn man das Glück hat, sie in ihrer freien Natur erleben zu dürfen, dann sieht man wie sehr sie mit sich und der Welt zufrieden sind. Sie denken nie im „Wenn, dann», „ja, aber“-Konstrukt, sondern nehmen das Leben, wie es gerade kommt.
Wir können von ihnen lernen, wieder den Moment zu geniessen und uns wieder mehr mit der Natur zu verbinden. Sie sagen uns sehr viel, denn sie spiegeln uns und unser Verhalten stets ungefiltert. Wenn wir genau hinsehen, hinhören und hinfühlen, zeigen uns die Pferde sehr genau, wo wir mit uns noch nicht ganz im Reinen sind.
So habe ich zunächst bei meinen Pferden wahrgenommen, dass etwas nicht in Ordnung ist, und habe erkannt, dass mein eigenes Leben recht aus den Fugen geraten war. Genauso sehe ich aber heute, wie gut es meinen Pferden wieder geht und das freut mich von ganzem Herzen, weil es sehr viel auch mit mir selbst zu tun hat.
Wenn wir unsere innere Führung für uns wieder übernehmen, dann folgen uns auch die Pferde…
Du bist in Stolberg geboren und aufgewachsen und lebst seit 2011 mit Deiner Familie im Energieort Altbüron (Kanton Luzern). Was liebst Du an und in Deiner Wahlheimat Altbüron am meisten? (Lieblingsorte, Lieblingsessen, Lieblingsbeschäftigung)
Ich lebe seit 2011 mit meinem Mann in Altbüron. Dieses schöne, kleine Dorf im Luzerner Hinterland bietet sehr viele Erholungsmöglichkeiten. Die hügelige Landschaft mit vielen Wäldern und Feldern und dem Blick ins Jura und die Luzerner Berge haben einen ganz besonderen Reiz. Besonders gerne bin ich in unserem schönen Wald unterwegs oder entlang der Wässermatten. Meine Lieblingsbeschäftigungen sind natürlich das Reiten, Spazieren, aber auch das Singen, welches ich vor fünf Monaten für mich entdeckt habe. So kann man mich zum Beispiel auch schon mal trällernd auf dem Rücken meiner Pferde im Wald antreffen.
Ein explizites Lieblingsessen habe ich nicht, aber das im Ort produzierte Magenbrot oder das Käsefondue aus unserem Nachbarort Melchnau esse ich schon sehr gerne.