Lebensräume: New Work, New Normal, Co-Working und Raumdiät

Die Zeit ist reif. Alle reden über «The new normal» – «die neue Normalität». Zunächst sollte es jedoch darum gehen, was die aktuelle Realität bedeutet, woher sie kommt und wohin wir mit und nach ihr gehen können. Normalität beinhaltet «Norm» und «-tät». Norm bezieht sich auf Regeln, -tät beinhaltet Taten, bezieht sich auf Handlung. Es geht also darum, nach welchen Normen und Regeln wir handeln und auf welcher Handlungsbasis wir ganz individuell und als Gesellschaft Normen und Regeln bilden.

Es lohnt sich, dass sich Architekten, Innenarchitekten und Arbeitgeber Gedanken darüber machen, wie Arbeitswelten aussehen könnten und sollten, um Wertschätzung, Menschlichkeit und Miteinander zu fördern. Es macht Sinn, weil die Gesundheitskosten aus dem Ruder laufen und der Anstieg von Arbeitsumgebung bedingten Burnout sowie anderen stress- und umweltbedingten Allergien und Krankheiten steigt.

Die nachfolgenden Projektbeschreibungen zeigen eine kleine Auswahl von Beispielen aus dem Latrace-Projekt-Portfolio, die bereits vor der Pandemie entstanden sind. Im Rahmen des neuen und Covid-bedingten Lifestyles nimmt das Bewusstsein für die Rolle von räumlichen Qualitäten ebenso zu wie Ernährungsbewusstsein und ein ganz grundsätzliches Interesse an der Frage, wie wir leben wollen und was wir als Menschen wirklich brauchen, um gesund und glücklich zu leben.

Diese Entwicklung zeichnet sich bereits seit 2015 immer deutlicher in den Anfragen ab, die Latrace insbesondere aus dem Corporate-Bereich erreichen. Dabei geht es vor allem um Fragen nach mehr Wohlbefinden und Gesundheitsförderung für die Mitarbeitende sowie darum, Räume zu gestalten, die Arbeitsprozesse unterstützen, Teambildung fördern, Konzentration verbessern und bessere Orientierung in weitläufigen Räumlichkeiten ermöglichen, dies insbesondere im Gesundheits- und Energiesektor. So entstanden beispielsweise Zusammenarbeiten mit ewz Zürich, V-ZUG und den Lakumed Kliniken, die nachfolgend kurz erläutert werden und exemplarisch die Fragen in einer Vielzahl von Latrace-Projekten abbilden.

ewz Elektrizitätswerke Zürich: New Work Co-Working Space für die Marketingabteilung (2016-2017)

Im Rahmen von Pilotprojekten wurde Latrace 2016 für die Umgestaltung eines bestehenden Gemeinschaftsbürobereichs angefragt. Die Aufgabe war es, die Farbgebung die von der ewz bereits ausgewählten und räumlich angeordneten Produkte vorzunehmen. Es konnten Farben für die bereits bestimmten neue Möblierung, den ausgewählten Fussbodenbelag und die Wände bestimmt werden. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit ergaben sich einerseits sehr wertvolle Dialoge und andererseits eine Farbgebung jenseits von Weiss, Beige und den allseits bekannten Grau-Melangen.

V-ZUG: Farbkonzept für die HR-Abteilung

«Danke für die wertvolle und professionelle Unterstützung. Dein Ansatz brauchte bei uns zuerst ein Finden, doch dein fundiertes Vorgehen – mit Ableiten aus unseren eigenen Bedürfnissen – bewirkte wertvolle Erkenntnisse*. Das Ergebnis kommt daher auch heute noch immer sehr gut an.» (August 2020)

Fabian Britschgi, Human Resources V-ZUG AG (Umgestaltung HR-Office)

Bei V-ZUG wurden die Büros der HR-Abteilung zwischen 2017 und 2019 umgestaltet. Dabei standen Raumaufteilung und Farbigkeit der Räume im Vordergrund. Die Anfrage erreichte Latrace vom Gesundheitsbeauftragten der HR-Abteilung. Zur Zielsetzung gehörten Burnoutprävention, Teambildung und Motivation im Kontext von Arbeitsplatzverdichtung, Effizienzsteigerung und Workflow-Optimierung. Die in Workshops erarbeitete Maxime lautete: «Montagmorgen ist der neue Freitagnachmittag.» Inhaltlich bedeutete dies, dass wir die Freizeitqualitäten von Wochenenden und Urlaubszeiten farblich an die Wände der Räume übertrugen, so dass die Fülle der schönen Erlebnisse, die nährenden Farben der Natur und die Erinnerungen an schöne Momente mit Familie und Freunden in den neuen Wandfarben der V-ZUG HR-Abteilung abgebildet wurden. Dieser «Farbspeicher» führte nicht nur zu mehr Freude und Identifikation mit dem Arbeitsplatz und Arbeitgeber, sondern auch zu mehr Bewusstsein, welche Rolle die Farbigkeit von Räumen für Gesundheit, Produktivität und Zugehörigkeitsgefühl spielen. Von «Raumdiät» mit weissen Wänden hin zu «Fülle» in den Farben, die Familie, Freizeit und Natur widerspiegeln zeigt auch einen Kulturwandel an. Je mehr dieser gelebt und gefördert wird, desto klarer wird, wie gross der Unterschied ist, der leider vorherrschend ist in der modernen westlichen Baukultur: Effizienz, Reduktion auf weniger als das Nötigste und keine Wertschätzung für die Gesundheit der Menschen, die in diesen Räumen arbeiten, wohnen und leben – denn weisse Wände sind wie Zucker und Mehl für den Körper: nährstofflos und schädlich – auch wenn allgemein die Meinung vorherrscht, Weiss ist neutral.
Hier mehr lesen zur Neutralität von Weiss 

Lakumed – Ein neuer Kreisssaal entsteht (2015-2016) – ausgezeichnet mit dem Finest Interior Award für Farbgestaltung (2017)

Farbe im Kreisssaal war wirklich eine ganz besondere Geburt. Die ‹Farbgebung› war ursprünglich geplant mit weissen Wänden und Akzenten in Rot, Orange und Gelb. Auf Anfrage der Klinikleitung hat Latrace das Farbkonzept für die sechs Kreisssäle und zwei Entspannungsbäder im Rahmen von Workshops sowie auf Basis der wissenschaftlich fundierten Grundlagen von Archiveda® entwickelt. Workshop-Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren u.a. die Klinikleitung, Ärztinnen und Ärzte, Hebammen und Vertreter des Planungsteams. In den Workshops ging es insbesondere um die Fragestellung: «Wofür stehen Geburt, Vertrauen und Veränderung?» und was bedeutet dies emotional und funktional für das Klinik-Team und deren Kundinnen und Kunden. Wir haben uns auseinandergesetzt mit Grundlagen von Funktionalität, Orientierung und Wohlbefinden am Arbeitsort Entbindungsklinik sowie mit der Erwartungshaltung von deren Nutzern und Partnerfirmen. Auch die Frage medizinischer Notfälle und der Umgang mit Ängsten, Druck und Stress waren zentrale Themen. Die daraus resultierende und differenzierte Farbgebung zeigt, dass Entbindung und Geburt ganz eng verbunden mit Ur-Prozessen von Menschlichkeit und dass ganz besonders in den Momenten des Geburtsvorgang das Ur-Vertrauen in Mutter Natur von höchster Bedeutung ist. Dementsprechend bildet das Farbkonzept die «Zutaten» von Ur-Bedürfnissen und vertrauten Ur-Umgebungen der Natur ab. Diese finden sich auch in der Namensgebung und Beschriftung der einzelnen Entbindungszimmer wieder, Frühling, Sommertag, Drachenfliegen, Luft, Düne und Wald. Daraus entsteht intuitiv, optisch und verbal eine Verbindung, die von Entbindenden, Angehörigen und dem Lakumed-Team sehr geschätzt wird und den Geburtsvorgang bestmöglich in allen seinen Facetten begleitet und unterstützt.

Hier mehr erfahren zum Lakumedprojekt und Bericht CLINOTEL Magazin hier