Geld und Leben: Verbindung und Zusammenhänge von Erden, Schichten und der Wirkung von Druck auf Mensch und Material

Farben zeigen Energiezustände und Veränderungsprozesse an. Transformation jedweder Art ist ein äusserst komplexes Gefüge von Aktionen und Reaktionen. Deren Spuren werden sowohl in der Ursprungssituation als auch im Zielzustand sichtbar. So zeigt die Farbveränderung von Blättern, Eicheln und Kastanien das Resultat der Transformationsarbeit an. Sowohl physikalische als auch chemische Prozesse, wie die Einwirkung von Klima, Temperatur und Druck, spielen dabei eine wichtige Rolle und beeinflussen das Ergebnis. Je weniger Sonnenenergie für Photosynthese zur Verfügung steht, desto brauner werden Früchte und Blätter – und fallen schlussendlich zu Boden, wo sie als Erdbedeckung und Nährstoff wieder in den Kreislauf der Natur eingehen. Transformationsarbeit braucht Zeit und Raum. Sie kann sichtbar oder unsichtbar sein und wird von inneren oder äusseren Impulsen ausgelöst.

Braun steht für Energiearbeit und Zentrierung. Die zugehörigen Körperorgane sind Milz, Magen und Verdauungssystem. Braun beinhaltet alle Schattierungen von Gelb-, Beige- und Brauntönen. Der zugeordnete Geschmack ist «süss». Braun wird mit Entspannung, Gelassenheit sowie dem Gefühl, mit beiden Beinen auf dem Boden zu stehen, verbunden. Je dominanter der Braunanteil wird, desto mehr kann es zu Übererregung, blockierten Emotionen, Nachlässigkeit, einem Gefühl der Leere oder sogar Isolation führen.

Braun: seltene Erden, Mineralien und Edelmetalle

Braun ist eine Farbe der Stille. Tief unter der Erde finden unter Einwirkung von Druck und unter Ausschluss von Tageslicht Transformationsprozesse statt, die zu Zustandsveränderungen der Erdmasse führen. Braun wird beispielsweise mit Rohstoff-Transformation verbunden. Die Entstehung von Erzen, Mineralien und Edelmetallen sowie die Bildung von Erdöl- und Braunkohlevorkommen erfordert dabei bestimmte klimatische Gegebenheiten und lange Zeiträume für die Transformation. Gold als eines der gefragtesten Edelmetalle repräsentiert in Form von Metall die Sonne in der Erde. Diamanten, die unter enormem Druck und bei extrem hohen Temperaturen tief unter der Erdkruste entstehen, zählen zu den grössten Kostbarkeiten unseres Planeten. Diese seltenen Mineralien zeichnen sich durch chemische Reinheit aus. In ihrer Transparenz beinhalten sie alle Farben des Regenbogens und gelten als äusserst widerstandsfähig. Sie entstehen, indem sich Kohlenstoffatome über Jahrmillionen zu festen Kristallgittern anordnen und in Form von Diamanten das Strahlen der Sonne tief im Inneren der Erde verkörpern.

Braun: Erdarbeit und Transformation

Für die Transformationen tief im Erdreich gelten spezifische Druck- und Temperaturverhältnisse, die sich von denen an der Oberfläche teils deutlich unterscheiden. Sei es in Island oder auf der Halbinsel Kamtschatka, zeigt uns die Erde immer wieder, welche natürlichen Kräfte und Quellen in ihr ruhen. An diesen fast unwirtlichen Orten findet kaum menschliches Leben statt, auch wenn alles gluckert und pulsiert. In sämtlichen Erden, Mineralien und Erzen spiegeln sich die Zusammenhänge von Geologie, Geographie und Biologie wider, denn sie entstehen nur im Zusammenwirken von natürlichen Kräften im Inneren der Erde über enorme Zeiträume hinweg. Auch die Farben einzelner Erden zeigen uns, welche Kräfte wirkten und aus welchen Elementen sie entstanden sind.

Braun: Zeitspeicher in Erdschichten

Erdfarben, Braun-Grautöne und Schlammfarben gelten als besonders beliebt in Hotel-Lounges und Winter-Chalets. Sie vermitteln Gemütlichkeit, Ruhe und Natürlichkeit. Damit stellen sie einen Gegenpol zum bewegten, teils rastlosen Leben der Geschäfts- und Freizeitreisenden dar, die Wohlfühlen ganz instinktiv besonders mit den Braun-Schattierungen und Farbnuancen zwischen Espresso und Latte-Macchiato verbinden. Natürliche Lehm- und Kalkputze, Erden und Holzvertäfelungen erzeugen ein Gefühl von Bodenständigkeit. Gleichzeitig stehen sie für Exklusivität, weil die in ihnen gespeicherte Zeit Ausdruck von Rarität und Kostbarkeit ist. Je bräunlicher die Gesamtstimmung ist, desto beruhigender sind Ambiente und Look. Oft wird nicht bedacht, dass aufstehen, sich motivieren und wieder mobilisieren umso schwieriger wird – wenn man erst einmal in der Tiefe der Entspannung angekommen ist.

Braun: Heilkräfte der Natur – archaisch und pur

Heilerden und Torfe entstanden ursprünglich aus Mineralien von Vulkanausbrüchen, aus denen sich Moore bildeten. In diesen siedelten sich feuchtigkeitsliebende Pflanzen an, deren wichtige Nährstoffe nach dem Absterben der Pflanzen im Schlamm der Moore gespeichert wurden. Noch feucht, wird dieser Schlamm in Form von Heilerden verwendet. Torf, der ausgetrocknete Schlamm der Moore, wird gestochen, bevor er in unterschiedlichen Bereichen eingesetzt wird. Eine der prominentesten Torf-Anwendungen ist Whiskey-Liebhabern bestens bekannt – seine Verbindung mit Wasser, Klima und Luft während des Destillierungsprozesses sowie Reifezeit und Beschaffenheit des Fasses beeinflussen entscheidend das Resultat im Glas.

Braun: Alchemie – Innerer Reichtum

Der Prozess, aus unsichtbarer, konzentrierter Materie materielle Werte zu schaffen, ist in der Finanzbranche bekannt. Deshalb wird die Arbeit mit Geld, Rohstoffen und materiellen Werten sowie zunehmend auch mit immateriellen Werten wie Daten der Farbe Braun zugeordnet. Dabei hat sich der Handel mit Münzen, Papiergeld, Aktien, Bitcoins und Daten ursprünglich aus dem Handel mit Nahrungsmitteln zum Erhalt des Lebens entwickelt. Wurzelknollen, Gewürze, Kräuter, Salz und Baumaterialien bildeten den ursprünglichen Reichtum. Sie waren die Verbindung von Mensch und Natur. Im Mittelalter konnten Salz und Münzen gewogen werden, Daten hingegen haben kein physisches Gewicht. Ziffern, die den Kontostand anzeigen, sind nur noch das elektronische Abbild im binären Format: Sie zeigen den schuldrechtlichen Zahlungsanspruch des Kontoinhabers gegenüber der Bank an, verkörpern jedoch keinen reellen Sachwert mehr. Nach der Auflösung des Goldstandards in den Beschlüssen von Bretton-Woods basieren Währungen und ihre Bewertungen auf dem Vertrauen der Märkte – ohne jegliche Verbindung zu Ressourcen. Die Verwandlung von natürlichen Rohstoffen in Nährstoffe zur Versorgung von Körperorganen und für Wachstumsprozesse hat während der letzten Jahrtausende seinen Bezug zur Realität verloren.

Braun: Wechselwirkung von Selbst und Wert

Innerer Rückzug manifestiert sich in Braun. Je stärker sich der Verlust innerer Werte vollzieht, desto mehr schwinden Energie und Selbstbewusstsein, welche mit Gelb und strahlendem Gold assoziiert werden. An die Stelle von Selbstwert treten stille Traurigkeit, das Verbergen innerer Schwäche, Schwere im Darm, Depression oder vollkommene Selbstaufgabe bis hin zum Suizid. In Verborgenheit und Tiefe finden innere Prozesse statt, deren Auswirkungen erst viel später – dann jedoch mit grosser Wucht – an die Oberfläche kommen. Ähnlich einem Vulkanausbruch finden unter hohem Druck Umwandlungsprozesse statt. Diese erzeugen Zerstörung und hinterlassen nach Ende des Ausbruchs neue Lebenslandschaften, die den Nährboden für eine neue Zeit bilden. Dabei findet ein steter Wechsel von inneren und äusseren Veränderungsprozessen statt.

Braun: Druckausgleich und Heimatsuche

Menschen unter hohem Druck von aussen konsumieren beispielsweise gern zu viel Kaffee, braune sowie gelbe Lebensmittel, verbunden mit der Idee, dass diese Ruhe erzeugen und die innere Rastlosigkeit bezwingen. Eine andere Reaktion auf den Verlust von innerer Heimat und inneren Werten ist die Kompensation mit hochwertigen, meist teuren Produkten wie Bekleidung, Uhren und Schmuck oder Häusern. Dieser Verlust innerer Heimat, Mobilität und Zentrierung wird kompensiert mit immobilen, materiellen Werten, der Beschäftigung mit Geld und Finanzen sowie mit der Re-Definition innerer Ordnung über äussere Strukturen. Aktive Lebenszeit wird geschmückt mit ‹zeitlosen› Wertanschaffungen, weil es immer um Geld oder Leben anstelle von Geld und Leben geht. Eine Korrektur und Neuverknüpfung in diesem Punkt erfordert das Vorhandensein von echten inneren Lebenszielen, verbunden mit dem Wunsch, diese zu erreichen.

Braun: Entwurzelung

Menschen wundern sich oft über das Eintreten einer neuen Situation, wie Krankheit, Unfall, Zufall oder Beifall. «Wie konnte das passieren?» «Weshalb ist das so schnell gegangen?» – sind Fragen, die in diesem Zusammenhang häufig gestellt werden. Dabei ist das Entstehen dieser Situationen meist ähnlich langsam und zeitintensiv wie Kristallisierungsprozesse und Magmabildung im Erdinneren. Trans-Formationsprozesse werden oft nur nicht rechtzeitig beachtet oder gesehen. Veränderung ist immer sichtbar – genau wie die Färbung von Blättern in der Natur oder die natürliche Beschaffenheit und Farbe von Haaren. Haarausfall zeigt an, dass im Körperinneren Prozesse stattfinden, die alle Kräfte binden, und nicht mehr genügend Energie vorhanden ist, um die Haare zu halten. Es geht im wahrsten Sinne des Wortes um Entwurzelung, innere Leere und den Selbsterhaltungstrieb des Körpers sowie darum, alle Kräfte zu bündeln und Ballast abzuwerfen – zum Schutz des Lebens.

Braun: Einsteins Irrtum und die Schweiz

Bei Braun geht es stets um Prozesse der Transformation, in denen Raum, Zeit, Klima und Zentrum prägende Faktoren sind. So verwundert es auch nicht, dass die Schweiz als Land der Uhren, des Kaffees und der Schokolade auch den Begründer der speziellen und allgemeinen Relativitätstheorie in seinen Bann zog. Nur: «Hat Einstein Recht? ‹Im Falle eines Weltuntergangs wäre ich am liebsten in der Schweiz.›, soll Albert Einstein gesagt haben: ‹Dort geschieht alles etwas später.› Hat er Recht? Wahrscheinlich würde der Weltuntergang in der Vernehmlassung zerzaust, spätestens jedoch im Parlament. Vielleicht wären auch im Bundesrat die verschiedenen Vorstellungen über einen angemessenen Weltuntergang unüberbrückbar. Und dann das Volk! Man darf annehmen, dass es den Weltuntergang ablehnen würde. Für einmal irrte Einstein also: Der Weltuntergang geschähe hierzulande nicht einfach später, er wäre völlig chancenlos.»

Aus einer Rede vom Bundesrat Alain Berset in: «Der Bund kurz erklärt. 2021» 43. Aufl., Hrsg. Schweizerische Bundeskanzlei BK, 2021., S. 44